
Francesco Roat Einführung Zwei Ziele verfolgt die zweisprachige Ausgabe dieser Gedichte: das erste ist, den italienischen Lesern die vorerst letzte Sammlung von Poesie der Anna Maria Farabbi zu präsentieren: nämlich La magnifica bestia (Gedichte, die seit geraumer Zeit in der Schreibtischschublade der Dichterin schlummerten, die niemals ungeduldig ist hinsichtlich der Herausgabe eines ihrer Werke); und das zweite Ziel soll sein, ein meiner Meinung nach höchst bedeutsames Opus im Blick auf eine expressive Neubehandlung des Verses auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz bekannt zu machen: eine der interessantesten und authentischsten Stimmen unserer zeitgenössischen Poesie. 1) Eine Gedichtsammlung, die erneut ohne den geringsten Zweifel bestätigt, wie Anna Maria Farabbi mit äußerster Genauigkeit eine Sprache voller ungehörter metaphorischer Fülle sucht und findet: im selben Moment konkret, klar und prunkvoll, aber eben auch nüchtern, maßvoll. Das alles mit Hilfe einer Sprache, die in der Lag ist, ohne rhetorische Finessen nutzen zu müssen, einen Blick auf die Welt und das Leben zu erschließen, oder um es mit Ezra Pound zu sagen, eine Sprache, „im höchsten Grade bedeutsam“. La magnifica bestia beginnt im Zeichen „der Kostbarkeit des Empfangens“ unseres anderen Selbst durch die „aufreibende Arbeit, die in jeder Beziehung zu leisten ist“ (denn wenn wir sind, dann nur in der Beziehung), die in der „Tiefe des Gefühls“ gründet, und die es fertig bringt, dass sich die Monade des Ichs öffnet und das Andere zulässt (das Du, die Natur, materiell-körperliche Eindrücke, metaphysische Besonderheiten), und dies mit der Demut dessen, der von sich selbst sagen kann: „ich bin ein Nichts, das auf die Welt kommt / Kelch“. Und man achte darauf, wie der Akzent auf beides fällt: nämlich auf die Bescheidenheit des Sich- Gebens wie auf die ständige sozusagen Sonnenaufgangsbereitschaft des Aufnehmens. Hier spricht ein weibliches Wesen, eine Frau, die von den ersten Versen an ihren nie in Frage stehenden erdgebundenen Standpunkt klar stellt: „Mit den Füße auf dem Boden stehe ich“. Eine „anna maria farabbi / so klein“, aber immer bereit, „die Wasser, die vielen Erden, 11 die Feuer und die Lüfte“ aufzunehmen und auch - das ist selbstverständlich - die Liebe, jenen „Meridian, der auch im Schlaf / mich durchquert“. Nichts ist aus dem Bereich der Beziehung ausgeschlossen, die die wechselseitige Abhängigkeit mit dem Ganzen für denjenigen bedeutet, der „die gesamte Schöpfung im Blut“ fühlt; „denn einander s o zu lieben / ist die Schöpfung geben und nehmen“. „Mein Name hat das Gesicht einer Wölfin“, versichert das lyrische Ich der Gedichtsammlung, und übersieht also nicht die animalische Seite im Menschen; besser: negiert damit das vermeintliche Vorrecht des Logos, der uns seit alters von den anderen Lebewesen unterscheidet: „die Zunge / erkennt keine Wörter mehr sie kommt / und küsst mich“. Gewiss verherrlicht sich hier das Angedeutet-Metaphorische eines Wortes, das es wagt, das Ungelöste und Unsagbare zwischen Eros und Thanatos auszudrücken; denn die, die spricht, bewohnt ein „Haus“, dem „Dach und Boden“ fehlen; oder letztlich offenbart sich die Welt selbst mit etwas, was sie transzendiert oder entflammt: „es ist das Mich / abgrundtief“. Das setzt zwar nicht Unterwerfung voraus, aber doch Ergebenheit („Ich gebe auf. / Bei endgültiger Unwissenheit bin ich angelangt“). Ein Sich-gehen-Lassen - mit Bewusstsein - in Richtung auf ein Werden und Wachsen, das nicht vorauszubestimmen ist, mit dem wir nie groß tun können hinsichtlich absoluter Kontrolle, die sich trotzdem der eine oder andere wünscht. Eine Ergebenheit, die sich paradoxerweise als der einzige Sieg herausstellt im Spiel des Seins - hier und jetzt -; und dies im Zeichen einer immer mit dem Risiko des Verlusts und des Weniger- Werdens behafteten Endes. So dass der Weg entlang der unaufhörlich sich ändernden Parabel unserer Existenz sich weniger schwierig und angstbesetzt zeigt und fast wie unbereitet in der Gutheißung der gewohnten Beschaffenheit der Welt, indem man sich zwar einsam, aber doch immer eingebunden fühlt. („Ich trage bei mir das wilde Tier und den ganzen Wald.“) Und es kann sich, wie bei der Farabbi, ein Dankgesang erheben für den Reichtum der eigenen Armut/Einfachheit: „Danke für die Luft, das Wasser, die Erde, das Feuer. / Wie die Nachtigall besitze ich alles: / das Geschaffene das Schaffende und die Geschöpfe den Berg und dort unten das Tal.“ Nur auf diese Weise: „Mich beunruhigt die Zukunft nicht mehr / meine nicht und nicht die der Sterne“; sooft das Akzeptieren Praxis des Lebens und des Gedankens wird. Bis zu dem Punkt, wenn die magnifica bestia eine Behauptung wagen kann von einer metaphorischen Kraft, die zugleich berührt und tröstet: „Ich singe: ich verspeise die Nacht und den Tod“. In diesem Zustand nimmt die Einsamkeit ab: eine existentielle Lage, die seit jeher jedes von einer Frau Geborene (von allen anderen) unterscheidet, denn es wandelt sich zu einem (unübersetzbaren) „einsam in der Sonne“ Sein („soletudine“), in ein von Sonne überströmtes Gebiet ohne Grenzen zwischen dem Ich und dem Du, zwischen sich und dem All. Aber das bringt es mit sich, die narzisstische Liebe wegschieben zu müssen, der der Dichter häufig erliegt, indem er sich in seine eigenen Verse verliebt („Kein Gedanke an Beweihräucherung / weder meines Gesichts noch meines Gedichts“.) So ist notwendig der Verzicht auf jede Künstlichkeit, ist es selbstverständlich, den schönen Vers zu meiden, das prunkvolle Bild, das nur geratene Wort, damit sich die Poesie der inneren Stille zu öffnen vermag. Das ist die Lektion des folgenden Fragments: „Wer schweigt weil er wegtaucht oder gezwungen ist verwandelt sich. Er pflegt umsonst den eigenen Garten. Er lernt zu werden im Herzensschlag. Zu bewohnen die Zelle seines Blutes die Klarheit des Atemholens: im Vorbeigehn, das Landschaft ist, zwischen der Eingebung und dem Ausatmen.“ Wie sollte man aus diesen Hinweisen keine Einladung, kein günstiges Omen herauslesen zu einer kontemplativen Sicht auf die Dinge, die eine nicht kirchlich gebundene Meditation (und dadurch sich wandelnd in „fast wie eine Pflanze, ein Mineral“) erlaubt und damit ein Hinter-sich-Lassen jeder Dichotomie: Subjekt - Objekt, Körper - Geist, Ich - die anderen -, auf diese Weise eine Ganzheit erreichend, nicht schon gemischt, sondern auf dem Wege: Mitteilnahme, Empathie, Gemeinschaft. Und so behauptet es ohne Einschränkung die Farabbi: „Ich singe weder Trennung noch Exil / sondern die tiefe Zugehörigkeit“. Was weiter hinzufügen? Natürlich ist die große Nüchternheit der Dichterin zu unterstreichen, die immer ganz präsent ist, aber diskret an den kulturellen Debatten teilnimmt, fern der intellektuellen Grüppchen und mondänen Salons. Und ernst zu nehmen ist die Aufforderung an den Leser, ihre Poesie nicht im Range der Mustergültigkeit stehend in den Himmel zu heben oder sich in sie zu flüchten: „Denkt nicht beschönigend / mein Name und das von mir Geschaffene: Staub“. Und dies ist gesagt jenseits jeder Rhetorik. Der hier zitierte Staub ist ein archaisches Zeichen, ist die Spur einer allgemeinen existentiellen Befindlichkeit, ist die Hieroglyphe eines Dahinschreitens über die Erde oder zu ihr Zurückkommens, von der wir ja ausgegangen sind. Aber all das zu leben ohne Unruhe und Angst, das ist der letzte Vorschlag Anna Maria Farabbis, die uns dazu einlädt, den Gang mir einem Lächeln zu tun, indem wir die schwierige Kunst zu existieren erlernen trotz Schmerz, Trauer und Enttäuschung. So bleibt uns wohl nichts anderes, als uns der magnifica bestia an die Seite zu stellen: „und es [das Tier] lachen lachen zu hören lachen in einem innerlichen dichten atemreichen Ton vom Abgrund seines Körpers her zu meinem seine Antwort auf all das Schreiben.“ ________________ 1) Für eine weitere kritische Beschäftigung mit dem poetischen Werk der Dichterin siehe: Francesco Roat, L’ape di luglio che scotta - Anna Maria Farabbi poeta, Ed. Lietocolle, Falloppio, 2005.
Francesco Roat Presentazione
Due intenti vuole perseguire l’edizione bilingue di questo testo: in prima istanza far dono ai lettori italiani dell’ultima silloge poetica di Anna Maria Farabbi, La magnifica bestia (che da qualche tempo riposava nei cassetti della scrittrice: mai impaziente di dare alle stampe un suo lavoro), in seconda tradurre in tedesco un’opera a mio avviso eccezionalmente significativa sul piano espressivo/innovativo del verso, al fine di promuovere anche in Austria, Germania e Svizzera la ricezione di una delle voci più interessanti ed autentiche della nostra poesia contemporanea, 1) quantunque a tutt’oggi non molto conosciuta oltralpe. Una silloge che conferma ancora una volta in modo inequivocabile come Anna Maria Farabbi abbia conseguito appieno l’assoluta precisione di un linguaggio connotato da una pregnanza metaforica inaudita, capace di una parola icastica, incisiva e lussureggiante, pur nella sobrietà sorvegliatissima della sua misura. Tutto ciò mediante una lingua in grado di dire/aprire senza infingimenti retorici un angolo visuale sul mondo e sul vivere “carico di significato al massimo grado possibile”, per dirla con Ezra Pound. La magnifica bestia si apre nel segno della “preziosità del ricevere” da parte dell’altro da sé e tramite l’inesausta “pratica di ogni relazione” (giacché noi siamo, solo in quanto relazione) basandosi sulla “profondità del sentire”, il quale fa sì la monade dell’ego si schiuda ad accogliere l’alterità (tu, natura, sensazioni materiali/corporali o eccezioni metafisiche) con l’umiltà di chi sa dire della propria persona: “io sono niente nascente/ coppa”. E si badi come l’accento cada insieme sia sulla modestia del porsi, sia sullo stato perennemente aurorale/inaugurale all’insegna della ricezione. È una donna a prender qui la parola; anzi una femmina che da subito intende precisare il suo imprescindibile statuto di terrestreità/fisicità (“Ho i piedi in terra”). Una “anna maria farabbi/ piccolissima ma pronta ad accogliere: “Le acque le terre i fuochi e le arie” ed – è ovvio – l’amore, quel “meridiano che anche nel sonno/ mi percorre”. Niente può venir escluso dalla dimensione relazionale, che dice l’interdipendenza con il tutto da parte di chi sente “il creato intero nel sangue”; poiché “fare l’amore/ è agire e ricevere la creazione”. “Il mio nome ha faccia di lupa”, afferma di sé l’io narrante della silloge, non misconoscendo la dimensione dell’animalità propria degli umani; anzi negando di privilegiare il paradigma del logos che da sempre ci distingue dagli altri esseri viventi (“la lingua/ non riconosce più parola viene/ e mi bacia). Semmai si magnifica qui l’allusività/metamorficità di una parola che osa dire l’inaudito e l’indicibile di eros e di thanatos, poiché chi parla abita una “casa” la quale “manca di tetto e pavimento”, ossia si rivela alla fin fine il mondo stesso e al contempo qualcosa che lo trascende o accende (“il me/ profondo”). Ciò presuppone non supponenza ma resa (“Mi ar/rendo./ Sono giunta finalmente all’ultima ignoranza”); un lasciarsi andare – pur nella consapevolezza della testimonianza – a un divenire/crescere improgrammabile, su cui non possiamo mai millantare il controllo assoluto che certuni auspicherebbero. Una resa che paradossalmente risulta l’unica vittoria possibile nel gioco dell’esserci, qui e ora, nel segno d’una finitudine sempre esposta al rischio della perdita e del venir meno. Allora il cammino lungo la di continuo cangiante parabola esistenziale si fa meno arduo o angoscioso, e quasi indomito nell’accettazione della comune condizione terrena; nel sentirsi giammai isolati ma interconnessi sempre. (“Porto con me la bestia e la foresta intera”). E si può levare, come fa la Farabbi, un canto di ringraziamento per la ricchezza della propria povertà/semplicità: “grazie per l’aria l’acqua la terra il fuoco./Come l’usignolo ho tutto:/ creato creante e creature il monte e laggiù la valle”. Solo così: “Non m’inquieta più il divenire/ di me e delle stelle”; allorquando l’accettazione diviene pratica di vita e pensiero. Fino al momento estatico in cui la magnifica bestia può osare un’affermazione di una forza metaforica che commuove e consola: “Canto: mangio la notte e la morte”. In tale stato viene meno la solitudine: condizione esistenziale che contraddistingue da sempre ogni nato di donna, trasformandosi in un’intraducibile “soletudine”, in una solarità senza confini fra l’io e il tu, fra sé ed il mondo universo. Ma ciò comporta il prender le distanze dal narcisismo cui cede spesso il poeta innamorato dei suoi propri versi (“Nessuna contemplazione del riflesso/ della mia faccia né di quello della mia poesia”). Necessita l’abbandono di ogni artificio, implica rifuggire il bel verso, l’immagine sontuosa, la parola azzeccata, affinché la poesia si apra alla dimensione del silenzio interiore. È la lezione del frammento seguente: “Chi sta zitto per immersione e per forza si trasforma. Coltiva umilmente il proprio orto. Impara a divenire nel battito. Ad abitare la cellula del suo sangue la trasparenza del fiato: nel passaggio che è paesaggio tra l’inspirazione e l’espirazione”. Come non cogliere in questi accenni l’invito/auspicio rispetto ad una modalità contemplativa che, nell’esercizio di una laica meditazione (e divenendo tramite essa: “quasi vegetale minerale”), consenta di superare ogni dicotomia – soggetto-oggetto, corpo-spirito, io-altri – per il raggiungimento di una totalità non già indistinta ma nel segno di condivisione, empatia, comunione. Giacché, lo sostiene esplicitamente, senza mezzi termini, la Farabbi: “Non canto separazione o esilio/ ma l’appartenenza profonda”. Che altro aggiungere? Certo la sottolineatura di una grande sobrietà da parte di quest’autrice sempre così presente ma discreta, partecipe al dibattito culturale ma lontana da curie culturali e salotti mondani. L’esortazione ai lettori a non considerare la (sua) poesia come esemplarità da idolatrare e in cui rifugiarsi: “Non pensate non idealizzate/ il mio nome e ciò che ho creato: polvere”. E questo senza retorica alcuna. La polvere qui citata è infatti segno arcaico, è traccia di una comune condizione (destino) esistenziale, è cifra di un trascorrere o tornare alla terra da dove proveniamo. Ma considerare/vivere ciò senza inquietudine e angoscia è l’ulteriore proposta di Anna Maria Farabbi, che ci invita a farlo mediante un sorriso, apprendendo la difficile l’arte di esistere ad onta del dolore, del lutto e del disincanto. Così, forse, altro non rimane che accostarsi alla magnifica bestia: “e sentirla ridere ridere ridere con un suono intimo denso ossidrico dall’abisso del suo corpo al mio la sua risposta a tutta la scrittura”. 1) Per un approfondimento critico della scrittura poetica dell'autrice, vedi il saggio: Francesco Roat, L'ape di luglio che scotta - Anna Maria Farabbi poeta, Ed. Lietocolle, Falloppio, 2005.
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